Einrichtungs Victim
- Mikke
- 15. Feb. 2020
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 16. Feb. 2020
Kennt ihr das auch? Ihr geht in ein Restaurant oder Hotel, dessen Küche euch sehr empfohlen wurde. Ihr sitzt an eurem zugewiesenen Platz und dann geht’s los: Ich kann mich auf kein Gespräch mit meinem Gegenüber konzentrieren, da mein Geist total durchdreht und den Restaurantbereich komplett umgestaltet. Manchmal sind es nur Kleinigkeiten die stören, manchmal ist es aufwendiger und es dauert länger. Dann kann es schon mal sein das mein Mann grinsend fragt, „Bist du jetzt fertig?“ (Man(n) sieht es vermutlich an meinem hin und her huschenden Blick, solange bis ein milderer Gesichtsausdruck entsteht. Vorher hängt das „Bitte nicht stören Schild“ auf meiner Stirn, das manche Kellner übersehen und doch glatt, vor Beendigung der komplett Restauration; nach unserer Bestellung fragen). Liebe Restaurant und Hotel Besitzer, in euren schön gestalteten Räumlichkeiten verweilt man länger und konsumiert demzufolge auch mehr. Ihr seid sicherlich tolle Gastronomen, aber keine Designer. In gelungenen
Locations haben das die Profis übernommen, garantiert!
Gleiches passiert mir in ärztlichen Wartezimmern. Ist irgendeinem Arzt schon mal aufgefallen, wie hässlich, altmodisch, lieblos, unkreativ und ja, auch steril, diese Räume eingerichtet sind? Vermutlich haben diese Menschen Ihre Wartezimmer nach Einrichtung von 1974 nicht mehr betreten. Zu schlechtes Feng Shui, kann ich verstehen. Aber wir Patienten müssen da durch, oft stundenlang, sogar mit Kindern.
Da werden dann vergilbte Fotos von Reisen von anno Tobak aufgehängt, die Zuhause keinen Platz mehr finden, oder die ärztliche Gattin hat sich talentfrei künstlerisch betätigt und nutzt die Praxis als Galerie (zuhause würden sie das auch nicht aufhängen wollen)
Orchideen, denen man nichts Gute mehr abgewinnen kann, da die Töpfe schon gesundheitsgefährdend einen anschreien und überhaupt Grünpflanzen die zuhause aussortiert wurden, gehören auf den Kompost aber bitte nicht in ein Wartezimmer.
Oder Kinderbücher bei denen nur noch das Cover übrig ist, den Rest hat vermutlich der Hund geschreddert.
Im günstigsten Fall findet mein Geist eine Wohnzeitschrift, mit der ich mich ablenken kann, im ungünstigsten Fall haben sich die schönen Zeitschriften die Arzthelferinnen für die Mittagspause „ausgeliehen) Selten werde ich vor Beendigung meiner geistigen Umgestaltung zum Arzt reingebeten.
Aber im Ernst, liebe Ärzte, Ihr seid tolle Ärzte und könnt super heilen und helfen, aber einrichten und dekorieren solltet ihr anderen überlassen. Holt euch Hilfe. (ihr könnt mir gerne Fotos zusenden und mich vom Gegenteil überzeugen, sollte ich euch Unrecht getan haben)
Also ich würde mich zur Verfügung stellen für ein Update, damit eure Patienten gechillter in euren Wartezimmern entspannen können und weniger eure Mitarbeiter nerven (wie lange dauert es denn noch bis ich drankomme?) Sie werden nichtmehr fragen, weil sie sich in eurem Wartezimmer wohlfühlen werden.
Ok, nun ist es raus: Ich bin, in der Sprache meines Sohnes ein Einrichtungs Nerd und ich stehe dazu! Nach so viel geistiger Umstrukturierung, egal ob Arztbesuch oder Restaurantbesuch oder Hotelübernachtung, muss die Energie meistens irgendwo hin. Meine Familie kennt das schon, dann brauche ich eine Ecke in meinem Zuhause, die in eine schöne Ecke umgewandelt wird, da darf man mich nicht vorzeitig aus dem Tunnel holen, sonst bin ich gnaddelig. Erst dann sind Sympathikus und Parasympathikus wieder im Einklang.
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